Schleppt Eure Eltern auf ein Barcamp. Ihr seht digitales Leben mit neuen Augen.

Fürs Internet und soziale Netzwerke ist niemand zu alt. Das sagt sich so leicht, aber leicht ist es nicht. In der Generation Silversurfer gibt es nicht nur Skepsis gegenüber einer digitalen Lebenswirklichkeit, es lauern auch haptische, technologische und soziale Kompetenzhürden. Jüngere Onliner, die ihre noch webfernen Eltern und Großeltern ins Netz bringen wollen, brauchen Geduld. Viel Geduld. Und verdammt gute Antworten auf die Frage: „Was soll ich denn da?“

Eine rege Diskussion beim  StARTcamp Ruhr York im Zentrum für Kunst und Kreativität „Dortmunder U“ über das Thema „Senioren im Netz“ zeigte, wie komplex sich der Brückenbau zwischen Online- und Offline-Welten gestaltet. Der generationsübergreifende Dialog ging auf eine feine Idee von Mitveranstalter Rouven Kasten zurück. Er überredete nicht nur seinen Vater Bernd Kasten (66) dazu, erstmalig ein Barcamp zu besuchen; er fädelte auch ein, dass sein Vater und ich uns kennenlernten und gemeinsam eine Session anboten.

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Das mit dem Alter stimmte zwar nicht ganz, aber Eltern auf ein Barcamp zu schleppen, ist nicht verkehrt.

Was das Internet alles kann: Silversurfer Bernd Kasten und Silvernerd Ilse Mohr machen gemeinsam eine Barcampsession. Foto: Rouven Kasten

Was das Internet alles kann: Silversurfer Bernd Kasten und Silvernerd Ilse Mohr machen gemeinsam eine Barcampsession. Foto: Rouven Kasten

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Unsere Session auf der #rp15 über Familie 2.0. Mama: Benehmt Euch nicht muttimäßig. Tochter: Steht zueinander.

Der Sprung über den digitalen Graben fängt am Besten in der Familie an. Das ist zwar für alle Beteiligten furchtbar. Aber es geht. Irgendwann. Wie wir das hinbekommen haben, durften meine Tochter Carline und ich in einer Session auf der re:publica in Berlin #rp15 berichten.

Ilse und Carline Mohr live on stage bei der re.publica 2015 in Berlin. Foto: Timp Stoppacher

Ilse und Carline Mohr live on stage bei der re:publica 2015 in Berlin. Foto: Timo Stoppacher

Als Impulse für die familiäre Kommunikation im Web 2.0 hatten wir Tipps aus Mama-Sicht und Tochter-Perspektive mitgebracht. Heiter, ironisch, praktisch. In voller Länge findet Ihr unsere Slides hier. Update 11.05.2015: Nun ist auch der Audiomitschnitt zum Nachhören online. Weiterlesen

Flucht vor der Familie 2.0? Schämt Euch! Bitte recht freundlich zu Senioren im Netz.

Manchmal habe ich den Eindruck, als ob die jungen Leute das Internet lieber für sich allein behalten wollen. Die Nachricht über die vermehrte Anwesenheit von US- Senioren auf Facebook wird bei uns mit den Worten stürmen, entern und erobern beschrieben und löst anscheinend Fluchtreflexe der Jüngeren aus. Senioren sind doch keine Kampftruppe. Ich hätte lieber gelesen: Schön, dass Ihr auch da seid.

Familie

Über Mamas Peinlichkeiten auf WhatsApp und Papas Probleme am PC wird im Netz genüsslich gefeixt. Aber wehe, wir würden erzählen, wie das Kinderzimmer eine Zeitlang mit Postern der Backstreet Boys aus der Bravo zugepflastert war oder wie vor Feten stundenlang im Spiegel coole Grimassen geübt wurden.

Es reicht es nicht aus, von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft Maßnahmen zur Steigerung der Digitalkompetenz in Deutschland zu fordern oder ein paar Senioren-Technik-Botschafter durch die Lande zu schicken. Schön wäre bei jüngeren Onlinern auch eine freundlichere Willkommenskultur, wenn Ältere auf Entdeckungsreise ins Internet gehen.

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Ach, Oma. Dafür gibt es doch eine App. Was die neue ARD/ZDF-Onlinestudie uns lehrt.

Tablet statt PC, Technikhilfe statt Muddawitze, Vernetzung statt Entfremdung. Die Daten der aktuellen ARD/ZDF-Onlinestudie zeigen, womit älteren Menschen eine Brücke über den digitalen Graben gebaut werden kann. Jeder jüngere Onliner könnte dazu als Netzpate beitragen.

Binnen Jahresfrist sind mehr als eine Million Menschen ab 50 Jahren in Deutschland von Offlinern zu Onlinern geworden. Der digitale Graben zwischen den Generationen hat sich damit erneut ein bisschen verschmälert. Doch in der Art der Internetnutzung bleibt die Kluft zwischen Jung und Alt enorm. Den älteren Nutzern fehlt es an Netzkompetenz. Sie beschränken sich überwiegend auf wenige bekannte Anwendungen.

Netzpatenschaften auf die Digitale Agenda

Die Digitale Agenda der Bundesregierung ist in diesem Punkt dürftig. „Wir prüfen, wie die digitale Medienkompetenz von älteren Menschen gezielt gesteigert und ihr Vertrauen in die digitale Entwicklung gestärkt werden kann.“ Das kann dauern. Ein Modellprojekt für ein Freiwilliges Soziales Jahr-Digital reicht nicht. Es geht schneller, wenn jeder jüngere Onliner als Netzpate die Verantwortung für einen älteren Menschen in seinem Umfeld übernimmt. Quasi als Erweiterung des Generationenvertrags.

Netzpaten könnten auf privater Ebene älteren Menschen das Potenzial des Internets vermitteln: als erweiterten Lebensraum und Infrastruktur für nützliche Dienstleistungen. Vernetzung und digitale Problemlösungen etwa bei Gesundheitsproblemen können in höherem Alter die Selbstständigkeit länger erhalten und die Lebensqualität bei Immobilität steigern. Das klappt jedoch nur, wenn der Umgang mit diesen Möglichkeiten bekannt ist und frühzeitig erlernt wurde. Wenn man versteht, was Kinder und Enkel einem zurufen: „Ach, Oma. Dafür gibt es doch eine App.“

Immer mehr ältere Menschen steigen vom PC auf Laptops und Tablets um.

Immer mehr ältere Menschen steigen vom PC auf Laptops und Tablets um.

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