Familienleben 2.0. Ganzjährig. Nicht halb so anstrengend wie im echten Leben.

Es wundert mich gar nicht: Immer mehr ältere Menschen freunden sich mit sozialen Netzwerken an. Sie sind eine tolle Möglichkeit, das ganze Jahr über auch mit Kindern und Verwandten in der Ferne in Kontakt zu bleiben. Aber wie finden die Kinder das? Ich habe bei meiner Tochter Carline (29) nachgefragt, mit der ich seit über einem Jahr unter anderem auf Twitter, Facebook und über unsere Blogs verbandelt bin. Fazit: Ohne peinliches Beeltern ist eine ganz neue Mutter-Tochter-Beziehung möglich.

Liebesschlösser

Das Gefühl, dass ich als Mutter nun alles mitlesen und kommentieren kann, war für meine Tochter nur im ersten Moment komisch:

Weil wir Kinder das einfach nicht gewohnt sind. Weil das Internet so lange unser Ding war. Dabei sind Eltern im Internet nicht halb so anstrengend wie im echten Leben. Oft sind sie sogar ziemlich witzig. Vielleicht ist bemuttern ein klares Offline-Verhalten.

Ich mache online überwiegend mein eigenes Ding, aber es ist natürlich schön, durch die Vernetzung so unkompliziert am Leben meiner erwachsenen Tochter teilzunehmen, ohne ihr auf den Wecker zu gehen. Carline kommt damit klar:

Das Spannende ist ja: Wenn im Internet das Bemuttern wegfällt, lösen sich auch viele typische Mutter-Tochter-Dynamiken in Luft auf. Und plötzlich sieht man viel mehr Mensch hinter der Mutter: So sieht sie die Welt, so geht sie mit anderen um, so reagieren Fremde auf sie. Es ist nicht zu viel Mutter, weil im Internet so viel Mutter gar nicht übrig bleibt.

Ein schöner Nebeneffekt des Vernetzens: Online geht schneller. Wie-geht-es-Dir-Telefonate kommen ja doch immer zu einer unpassenden Zeit, und auf Briefe oder E-Mails bekomme ich oft tagelang keine Antwort. Meine Tochter erklärt mir, warum das so ist: 

Pure Bequemlichkeit! Soziale Netzwerke begleiten mich durch den ganzen Tag. Das Beantworten von Twitter- oder Facebooknachrichten gehört irgendwie dazu. Das mache ich so nebenbei. Bei einem Brief oder einer Email – selbst bei einem Rückruf – ist es so, als müsste ich Anlauf nehmen. Als müsste ich meinen Alltag kurz unterbrechen. Das fühlt sich deutlich stärker nach Pflicht an, als Dir schnell bei Facebook oder Twitter zu antworten. 

Aus meinen als Blogpost geplanten Fragen ist ein Cross-Interview für Bild Online geworden. Carline ist dort nach ihrer Ausbildung an der Axel Springer Akademie als Social Media Editor aktiv und hat die Geschichte gekapert.

Hier meine Fragen an Tochter Carline: „Möchtest Du mit mir befreundet sein, Kind?“

Und hier die Fragen von Carline an ihre Mutter: „Bin ich dir bei Facebook peinlich, Mama?“

Vernetzung zwischen Mutter und Tochter. Läuft.

Ist das Kunst oder kann das weg? #Keller #Fundstück pic.twitter.com/tmPPXKl0Y0

 

Links:

Ältere Menschen registrieren sich aus anderen Gründen als jüngere auf Facebook: Hauptgrund für die Nutzung von Facebook ist nicht, wie bei den meisten Jugendlichen, sich mit Freunden zu verbinden, sondern der Wunsch mit der Familie in Kontakt zu bleiben. Sonja Heide | Gründerszene

Gut zwei Drittel aller Internetnutzer zwischen 50 und 64 Jahren (68 Prozent) sind bei mindestens einem sozialen Netzwerk angemeldet. 2011 waren es erst 60 Prozent. Bitkom

Das Netz braucht auch internetfähige Omas. Silvernerd

Ich erkläre Opa das Internet und er mir die Welt. Oder andersherum? Charlotte Haunhorst

Hier bloggt Carline Mohrenpost

Klout mag mich. Aber ich mag Klout nicht.

Natürlich probiere ich alles Mögliche im Netz aus und ergo auch das Werkzeug zur Reputationsmessung Klout. Inzwischen ist mir angst und bange. Mein Index hat Menschen ein- oder überholt, deren tatsächlicher Onlinekompetenz ich nicht das Wasser reichen kann. Unterschiedslos zählt Vernetzungsgeplapper ebenso wie qualifizierter fachlicher Austausch. Der Mensch dahinter bleibt letztlich eine Nullnummer. Das hat so viel Charme wie eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer.

Klout 12.06.2013

Es ist durchaus interessant zu beobachten, wie zunehmende Aktivität im Netz sich in einem steigenden Klout Score niederschlägt. In stilleren Phasen sank der Index. Natürlich. Die Zeit und die Energie, die ich in dieses neue Blog gesteckt habe, zählte nicht. Ich habe erst gestern entdeckt, dass man auch eigene Internetseiten den „tagged pages“ hinzufügen kann. Ich bin bloß neugierig, was passiert, aber das Ergebnis ist mir egal.

„Klout zeigt nur einen Bruchteil dessen an, was den Menschen im Kern ausmacht – auch in puncto Karriere, Qualifizierung, Fachkenntnisse und Menschlichkeit“, schreibt Mike Schnoor.

Der Klout Score misst Interaktion zwischen Sendern und Empfängern in sozialen Netzwerken und Online-Profilen. Er rechnet aus, ob mir überhaupt jemand zuhört und antwortet. Für Einsteiger immerhin ein Anhaltspunkt, den Klout so erklärt:

Posting a thousand times and getting zero responses is not as influential as posting once and getting a thousand responses. It isn’t about how much someone talks, but about how many people listen and respond.

Die Zahl erfasst freilich nicht die Qualität der Resonanz und die Bereicherung durch den persönlichen Austausch, das Vergnügen am Dialog und die Güte der transportierten Inhalte, das Liebenswerte einer Persönlichkeit und ihre fachliche Exzellenz. Auch im virtuellen Raum zählt für mich der Mensch, nicht die Zahl.

 Over and out.

Quelle: https://twitter.com/jeffjarvis/status/323110472192770048

Links:

Mike Schnoor: Lieber Finger weg von diesem Indexwert!

Christian Buggisch: Klout? Nein Danke! 5 Gründe für einen Ausstieg

Dr. Kerstin Hoffmann: Es ist doch nur eine einzelne Zahl!

Stinknormale E-Mails für Leute ohne RSS oder Netzwerk

Während Newsjunkies das Für und Wider von RSS-Readern versus Social-Media-Newsfeeds erörtern, zerbreche ich mir den Kopf, wie ich meine untervernetzten Freunde und Bekannte erreichen könnte. Wahrscheinlich läuft es wieder auf eine stinknormale E-Mail hinaus, über die sie sich freuen wie früher über eine Postkarte. Einen Versuch ist es wert.

Adler Trumpf Junior 1E

Besonders ältere Menschen, die ich kenne, nutzen zwar das Internet, aber kaum das Netz. Sie haben keine Accounts in sozialen Netzwerken oder sind dort selten unterwegs; sie wissen nicht, was ein RSS-Feed ist, oder haben von Blogs noch nichts gehört.

Aber sie können E-Mails checken.

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Ratlos zwischen randalierenden Webwörtern und Rechthaberei

Ich finde es schwierig, mich im Sprachgebrauch des Web 2.0 zurechtzufinden. Es gibt Grabenkämpfe um das oder der Blog, entrüstete Aufschreie über den Begriff Netzgemeinde, und wehe, es wird getweetet statt getwittert. Ratlos lassen mich in Diskussionen und Kommentaren darüber vor allem Rechthaberei und Häme zurück.

anno dazumal

Quelle: https://twitter.com/sixtus/status/300023225285476355 Weiterlesen