Silversurfer brauchen Erklärbären. Keine blöden Muddawitze.

Ich finde es unfair, wenn alteingesessene Internetbewohner sich über unbeholfene Schritte von älteren Menschen im Netz belustigen, die eigenen Eltern nicht ausgenommen. Euren Hintern durften wir aber damals abwischen und später bei den Hausaufgaben helfen. Herrje, heute brauchen Silversurfer halt ihre Kinder und Enkel als Erklärbären. Ich finde daran nichts verkehrt.

Notebook Crash

Natürlich haben ältere Menschen Nachholbedarf und mitunter banale Fragen. Ich ärgere mich, wenn deswegen hinterrücks seufzend die Augen verdreht werden, und keile dann gern mal zurück, weil sich für mich der Begriff Generationenvertrag nicht auf die Rentenstruktur beschränkt. Oder erst auf den Tag, an dem wir die fest verschweißten Plastikverpackungen für Zubehör mit unseren zittrigen Händen nicht mehr aufkriegen.

Quelle: https://twitter.com/IlseMohr/status/365399291365298177

Quelle: https://twitter.com/IlseMohr/status/369182487806607360

Quelle: https://twitter.com/IlseMohr/status/308905851673014272

Ich freue ich mich daher jedes Mal, wenn Kinder und Enkel über noch so kleine Fortschritte ihrer Eltern und Großeltern berichten, denen sie Netzdinge erklärt haben. Das klingt mindestens ebenso stolz wie damals, als wir uns über das erfolgreich absolvierte Seepferdchen des Nachwuchses freuten oder den ersten Köpper vom Dreier.

Quelle: https://twitter.com/funkloch_me/status/369479790496997376

Und überhaupt. Ihr Digital Natives wisst ja auch nicht alles und fordert auf Twitter häufig Followerpower ein. Und manchmal geht auch Ihr mit Eurer Technik baden. Auf der re:publica 2013 bekam Sascha Lobo seine Präsentation nicht so ans Laufen wie geplant, und Videocracks haderten stundenlang mit der Tonsynchronisation. Ich schäme mich nicht, mir Netzkram erklären zu lassen und wertschätze respektvoll geduldigen Umgang von Kindern mit ihren Eltern. Geht doch.

Quelle: https://twitter.com/IlseMohr/status/370533302656331776

Quelle: https://twitter.com/punktefrau/status/370281588074229760

Apropos re:publica. Erstmals habe ich mich (ü50) in diesem Jahr unter die Teilnehmer gemischt und zack: Exot. „Sie fallen hier aus dem Rahmen, darf ich Sie interviewen“, fragte mich eine Videoreporterin vom Tagesspiegel gleich am ersten Vormittag. Eigentlich blöd, dass ich meine Anwesenheit erklären musste. Gerade die Verknüpfung von online und offline, von Nerds und Silversurfern, der Brückenschlag zwischen der analogen und der digitalen Welt ist doch das Anliegen dieser Konferenz. Die Digitalisierung erfasst längst alle Lebensbereiche und verändert den Alltag. Weltweit. Auch mich.

Quelle: https://twitter.com/IlseMohr/status/331708816875999232

Leider war die ältere Generation auf der re:publica 2013 in der Tat nur spärlich vertreten. Die Umfrage der Veranstalter unter den Teilnehmern ergab auf einer Basis von 748 Rückmeldungen, dass gerade einmal elf (!) Menschen 55 Jahre und älter waren.

Altersangaben re publica 2013

Quelle: re-publica.de

Ein erstes Familienbarcamp wollte in diesem Jahr eigentlich Netzbrücken von den Kindern bis zu den Großeltern schlagen. Mögliche Themen für die Sessions hätten sein können: Was können Eltern von den Kindern lernen? Wie können Familien das Internet im Familienalltag nutzen? Wie nimmt eine 60-jährige Mutter mit erwachsenen Kindern das Internet wahr? Was wünschen sich Kinder von Eltern in Bezug auf die Internetnutzung? Ich halte solche Impulse für wichtig. Aufgrund von zu wenigen Anmeldungen konnte dieses Familiencamp nicht stattfinden. Für 2014 ist ein neuer Anlauf geplant.

Quelle: https://twitter.com/IlseMohr/status/372746057106477056

Viele Grüße. Mudda.

Link:

Das Wachstum der Internetnutzung in Deutschland geht aktuell ausschließlich auf Silversurfer zurück. ARD/ZDF-Onlinestudie 2013

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