Es wundert mich gar nicht: Immer mehr ältere Menschen freunden sich mit sozialen Netzwerken an. Sie sind eine tolle Möglichkeit, das ganze Jahr über auch mit Kindern und Verwandten in der Ferne in Kontakt zu bleiben. Aber wie finden die Kinder das? Ich habe bei meiner Tochter Carline (29) nachgefragt, mit der ich seit über einem Jahr unter anderem auf Twitter, Facebook und über unsere Blogs verbandelt bin. Fazit: Ohne peinliches Beeltern ist eine ganz neue Mutter-Tochter-Beziehung möglich.
Das Gefühl, dass ich als Mutter nun alles mitlesen und kommentieren kann, war für meine Tochter nur im ersten Moment komisch:
Weil wir Kinder das einfach nicht gewohnt sind. Weil das Internet so lange unser Ding war. Dabei sind Eltern im Internet nicht halb so anstrengend wie im echten Leben. Oft sind sie sogar ziemlich witzig. Vielleicht ist bemuttern ein klares Offline-Verhalten.
Der betrunkene Karnevalsmarienkäfer könnte ungefähr so aussehen @Mohrenpost pic.twitter.com/naWpj7kZ
— Ilse Mohr (@IlseMohr) November 11, 2012
Ich mache online überwiegend mein eigenes Ding, aber es ist natürlich schön, durch die Vernetzung so unkompliziert am Leben meiner erwachsenen Tochter teilzunehmen, ohne ihr auf den Wecker zu gehen. Carline kommt damit klar:
Das Spannende ist ja: Wenn im Internet das Bemuttern wegfällt, lösen sich auch viele typische Mutter-Tochter-Dynamiken in Luft auf. Und plötzlich sieht man viel mehr Mensch hinter der Mutter: So sieht sie die Welt, so geht sie mit anderen um, so reagieren Fremde auf sie. Es ist nicht zu viel Mutter, weil im Internet so viel Mutter gar nicht übrig bleibt.
„Ich twitter das.“ „Nein, ich!“ Schön, wenn man sich mit Mama nicht mehr über Hausaufgaben und Jungsgeschichten streiten muss. #silvernerd
— Carline Mohr (@Mohrenpost) July 22, 2013
Ein schöner Nebeneffekt des Vernetzens: Online geht schneller. Wie-geht-es-Dir-Telefonate kommen ja doch immer zu einer unpassenden Zeit, und auf Briefe oder E-Mails bekomme ich oft tagelang keine Antwort. Meine Tochter erklärt mir, warum das so ist:
Pure Bequemlichkeit! Soziale Netzwerke begleiten mich durch den ganzen Tag. Das Beantworten von Twitter- oder Facebooknachrichten gehört irgendwie dazu. Das mache ich so nebenbei. Bei einem Brief oder einer Email – selbst bei einem Rückruf – ist es so, als müsste ich Anlauf nehmen. Als müsste ich meinen Alltag kurz unterbrechen. Das fühlt sich deutlich stärker nach Pflicht an, als Dir schnell bei Facebook oder Twitter zu antworten.
Mama, hast Du eigentlich meine Post bekommen? – Klar, ich hab doch ein Vine gemacht. Folgst du mir etwa nicht?! #silvernerd #keinefragen
— Carline Mohr (@Mohrenpost) July 15, 2013
Aus meinen als Blogpost geplanten Fragen ist ein Cross-Interview für Bild Online geworden. Carline ist dort nach ihrer Ausbildung an der Axel Springer Akademie als Social Media Editor aktiv und hat die Geschichte gekapert.
Hier meine Fragen an Tochter Carline: „Möchtest Du mit mir befreundet sein, Kind?“
Und hier die Fragen von Carline an ihre Mutter: „Bin ich dir bei Facebook peinlich, Mama?“
Vernetzung zwischen Mutter und Tochter. Läuft.
Ist das Kunst oder kann das weg? #Keller #Fundstück pic.twitter.com/tmPPXKl0Y0
— Ilse Mohr (@IlseMohr) August 9, 2013
Links:
Ältere Menschen registrieren sich aus anderen Gründen als jüngere auf Facebook: Hauptgrund für die Nutzung von Facebook ist nicht, wie bei den meisten Jugendlichen, sich mit Freunden zu verbinden, sondern der Wunsch mit der Familie in Kontakt zu bleiben. Sonja Heide | Gründerszene
Gut zwei Drittel aller Internetnutzer zwischen 50 und 64 Jahren (68 Prozent) sind bei mindestens einem sozialen Netzwerk angemeldet. 2011 waren es erst 60 Prozent. Bitkom
Das Netz braucht auch internetfähige Omas. Silvernerd
Ich erkläre Opa das Internet und er mir die Welt. Oder andersherum? Charlotte Haunhorst
Hier bloggt Carline Mohrenpost
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