Dies ist mein Beitrag zum Blogstöckchen von Wibke Ladwig, die Fragen zum Thema Bücher und Lesen gestellt hat. Ich habe dieses #buchstöckchen bei Twitter aufgeschnappt und vor dem Beantworten einige Stöbertage gebraucht, um in mehr als fünf Jahrzehnten auf Spurensuche zu gehen.
Welches Buch liest Du momentan?
Ich habe gerade „Little Brother“ von Cory Doctorow gelesen; nein, ich habe es in einem Rutsch verschlungen. Es geht um Jugendliche, die sich nicht damit abfinden wollen, dass sich San Francisco nach einem Terroranschlag in einen Überwachungsstaat verwandelt. Mit Hilfe eines verschlüsselten Kommunikationsnetzwerkes beginnen sie die Polizeimaßnahmen zu sabotieren und werden zu Gejagten.
Warum liest Du das Buch? Was magst Du daran?
Dem älteren Sohn „Little Brother“ zum Lesen empfohlen. @jensscholz macht das auch. Und ihr? http://t.co/GEjz1k0eac #oplittlebrother #fb
— Johnny Haeusler (@spreeblick) August 13, 2013
Quelle: https://twitter.com/spreeblick/status/367372764283682816
Die Empfehlung und der Beitrag dazu von Jens Best haben mich neugierig gemacht. Meine Generation hat großen Nachholbedarf in Sachen Internet, und der Blick insbesondere durch die Augen von heutigen Jugendlichen ist sehr lehrreich. Das ging mir schon so, als ich das Buch „Netzgemüse“ von Tanja und Johnny Haeusler gelesen habe. Außerdem bezieht sich der Inhalt auf ein Thema, das wegen der aktuellen Enthüllungen über die Überwachung des Internets für mich jetzt sehr konkret und persönlich geworden ist. Ich mag das Buch, weil es überaus fesselnd die Probleme der Überwachung aufzeigt. Und es gibt dem Mut, sich dagegen zu wehren, eine Chance.
Wurde Dir als Kind vorgelesen? Kannst Du Dich an eine der Geschichten erinnern?
Bei uns zu Hause wurde viel vorgelesen, bis wir selbst lesen konnten. Märchen, Gedichte und Geschichten hörten wir. Ein paar meiner Kinderbücher besitze ich noch heute. Sie sind zerlesen und geklebt, teils bekritzelt und bemalt. Sehr geliebt habe ich das Kinderliederbuch von Christian Morgenstern „Liebe Sonne, liebe Erde“, das mir in einer Ausgabe – aus den 50er Jahren wohl – erhalten geblieben ist. Die drei Spatzen im Haselstrauch hatten es mir besonders angetan.
Sie hörn alle drei ihrer Herzlein Gepoch. Und wenn sie nicht weg sind, so sitzen sie noch.
Gibt es einen Protagonisten oder eine Protagonistin, in den/die Du mal regelrecht verliebt warst?
Ich kann mich nicht erinnern, einmal in einen Buchhelden verliebt gewesen zu sein. Eher war es so, dass ich dem einen oder anderen nacheiferte. So sorgten beispielsweise die Kalle-Blomquist-Bücher von Astrid Lindgren dafür, dass ich mit meiner Freundin ebenfalls eine Bande gründete, und wir Kinder auch schon mal nachts auf Abenteuersuche gingen. Kalle war lange mein Spitzname.
Später in der Jugendzeit hat mich der Hochstapler Felix Krull von Thomas Mann mit der „Ungebundenheit des Geistes und der Phantasie“ beeindruckt, sein Selbstbewusstsein und die Gabe, sich von der grauen Masse zu unterscheiden. Das kann ich noch in einer Klassenarbeit von 1975 nachlesen. Die Originale wurden uns nach dem Abitur überlassen.
In welchem Buch würdest Du gern leben wollen?
In Büchern französischer Autoren, die uns beispielsweise wie Marcel Pagnol „Eine Kindheit in der Provence“ erleben lassen, oder ja, in den Eifelkrimis von Jacques Berndorf, weil die Landschaft dazu einlädt, sich dort zu erden.
Welche drei Bücher würdest Du nicht mehr hergeben wollen?
Bücher, die mir vererbt wurden oder die ich kaum nachkaufen könnte, werde ich nicht hergeben. Dazu zählt eine Ausgabe des Märchens „Der Schweinehirt“ von 1942, die mein Opa 1943 geschenkt bekam und im Jahr meiner Geburt an meine Mutter weiterreichte. Sie gab es mir 1979 als Glücksbringer vor den Examensprüfungen in meinem ersten Studium. Zu meinen Schätzen gehört auch ein dickes Joan-Baez-Songbook von 1971. Die Lieder und Balladen habe ich damals auswendig gelernt und versucht, sie auf der Gitarre nachzuspielen. Und dann ist da noch eine prächtig bebilderte Ausgabe der Knaurs Wintermärchen von 1956, die mir mein Bruder neu einbinden ließ, weil sie so zerfleddert war vom vielen Lesen.
Ein Lieblingssatz aus einem Buch?
Bernhard Schlink (Der Vorleser): „Weil die Wahrheit dessen, was man redet, das ist, was man tut, kann man das Reden auch lassen.“
Links:
Jens Scholz: Das Buch ist nicht nur ein spannendes Jugendbuch. Es ist eine Anleitung für den Umgang mit Überwachung und wie man sich dagegen wehren kann. jensscholz.com
Hier geht es zum Weblog über Netzgemüse mit weiterführenden Links und Informationen über das Buch und die Autoren Tanja und Johnny Haeusler.
Das Internet braucht auch internetfähige Omas. Meine Buchbesprechung von „Netzgemüse“
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