Das Verwenden fremder Fotos kann sehr kompliziert sein. Ein Bild versehentlich oder unbedacht für eine nicht freigegebene Nutzung eingesetzt? Zack. Urheberrrechtsverstoß. Abmahnung. Oder Schadenersatzforderung. Udo Stiehl ist vor Kurzem in die Fotofalle gestolpert und hat Lehrgeld gezahlt. Das beanstandete Motivbild aus dem Fundus von Pixelio, das beim Posten auch als Vorschaubild bei Facebook erschien, hat er in seinem Nachrichtengiftschrank einstweilen durch eine traurige Medikamentensammlung ersetzt. Geht das nicht schöner, habe ich mich gefragt und zum Verschenken aus Bloggersolidarität für ein Foto mal wieder meinen Hausstand auf den Kopf gestellt.
Ich habe mich bisher nie für die Aufschriften meiner drei alten Apothekengläser interessiert. Alte Dollarnoten und französische Francs von Auslandsaufenthalten in meiner Jugendzeit sind darin gesammelt; außerdem Kleingeld für die KVB und die Sammler von der Caritas.
Klingt doch gut: Brechweinstein
Was war früher in den Gläsern? Aha. Brechweinstein (Tartar. stibiat.) und Steinkohlenteer (Pix lithanthrac.) und Kupfersulfatpulver (Cupr. sulfur. crud. pulv.). Ich finde, das passt doch ganz gut zu den gefährlichen Untiefen in der Nachrichtensprache, die Udo Stiehl in seinem Giftschrank sammelt. Also Münzen hinaus und Holundersaft, Meersalz und Waschsoda hinein in die Gläser. Los geht es mit der Fotosession in häuslicher Umgebung.
Selbst ist das Foto
Die Zeit, die man für das Lesen des Kleingedruckten bei der Verwendung fremder Fotos benötigt, habe ich mir schon immer gespart. Abgesehen von den Aufnahmen allerbester Freunde mache ich die Bilder für meine Blogs und Postings grundsätzlich selbst. Das artet mitunter in Arbeit aus. Wie mache ich für eine Märchenblogparade ein Foto von einer auf den Meeresboden gesunkenen Prinzessinnenkrone, die mit Hilfe von Tintenfischen wieder geborgen werden kann?
Tüfteln halt. Mit Sand und Blumenvase, mit Tinte und Schmuckkästchen. Das dauerte seine Zeit. Aber eine Datenbankrecherche samt Rechteklärung wäre bestimmt noch aufwändiger gewesen. Und der Unterschied ist doch: Das Foto ist meins.
Geht es noch eine Nummer giftiger?
Die Suche nach einem passenden Motiv und einer geeigneten Inszenierung hat mitunter obsessiven Charakter. Giftschrank. Giftschrank. Apotheke? Apotheke! Ich packe meine Gläser und marschiere damit in die nächstbeste Apotheke. Die Chefin schmunzelt und ist sehr kooperativ. Ich darf mir eine Ecke suchen und umräumen, sie selbst bringt zusätzliche Requisiten.
Eigene Fotos? Läuft. Bloggersolidarität? Läuft.
Links:
Vor Kurzem hat die Bilddatenbank Getty Images die kostenfreie Freigabe von Bildern für Blogger angekündigt, doch Nutzer sollten genau prüfen, ob sie da nicht auch in eine Falle laufen.
Eine Einschätzung dazu gibt Zeitonline.
Risiken beschreibt Rechtsanwalt Thomas Schwenke.
Als absolute Bereicherung empfindet Andreas Rickmann das Getty-Angebot.
Die traurige Medikamentensammlung ist übrigens von mir und war ein ganz, ganz eilige Erste Hilfe für Udo mit Hilfe von I-Phone und Bildbearbeitungsapp. Vorher war ich für ihn schon durch die Apotheken gezogen, die aber allesamt wegen der strengen Vorschriften keine Giftschränke mehr unterhalten. Und eigene Apothekengläser hatte ich leider nicht.
Abgesehen davon kann ich Dir nur zustimmen. Ich nutze auch nur selbst fotografierte Bilder fürs Blog, bis auf ganz wenige Ausnahmen, bei denen mir Fotografen auf meine direkte Bitte hin das passende Motiv zur Verfügung gestellt haben. So ein persönlicher Kontakt öffnet oft Türen. Auf Bilddatenbanken habe ich immer schon und werde ich auch in Zukunft verzichten.
Pingback: Ich habe Bock auf böse Briefe wegen Bilderklau. | Silvernerd
Wie sehr stimme ich dir zu! Auch ich nehme grundsätzlich nur eigene Fotos für meine Blogs oder Fotos von anderen Bloggern, die sie mir für einen Beitrag angeboten haben – dann natürlich verweise ich auf deren Bild- und Urheberrechte.
Ebenso versuche ich, meine Vorstellungen eines bestimmten Bildes, das ich vorm inneren Auge habe, fotografisch umzusetzen, aber das mit der Tinte und der Prinzessinenkrone … ich glaube, ich wäre an meiner mangelnder Kreativität gescheitert.
Klasse finde ich auch die Idee, in der Apotheke zu fragen.
Du lieferst die besten Beispiele: selbst gemachte Bilder sind immer noch die Besten. Klasse Beitrag.
LG Sabine aka @kurzundknapp